Rundfunkgebühren zählen nicht gerade zu den beliebtesten Ausgaben. Vor allem die Höhe der Beiträge wird beklagt. Ohne die gesetzliche Verpflichtung, Rundfunkabgaben zu leisten, würde rund ein Drittel der mittels offener Onlinebefragung im Sommer 2016 befragten jungen Österreicher/innen und Deutschen öffentlich-rechtliche Medien nicht länger finanziell unterstützen.
Die „Zwangsgebühren“, wie die Beiträge für ORF, ARD und ZDF von Kritiker/innen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Österreich und Deutschland wenig charmant bezeichnet werden, stoßen vor allem bei jungen Mediennutzer/innen aus beiden Ländern kaum auf Gegenliebe. Wie aus den Ergebnissen der quantitativen offenen Onlinebefragung aus dem Projekt „Public Value goes international“ hervorgeht, richtet sich der Ärger weniger gegen das System der Gebührenfinanzierung an sich als vielmehr gegen die Höhe der Gebühren.
Abgefragt wurde der Grad der Zustimmung hinsichtlich mehrerer Aussagen rund um das Thema Rundfunkbeiträge. Dazu stand eine siebenstufige Skala zur Verfügung, die von „trifft überhaupt nicht zu“ („1“) bis „trifft voll und ganz gut“ („7“) reichte. Zwar stufen die Teilnehmer/innen die Angemessenheit der derzeitig zu entrichtenden Rundfunkgebühr im Mittel als nicht zutreffend und die Beiträge als zu hoch ein (siehe oberster und unterster Balken im Diagramm). Allerdings erhält der Vorschlag, öffentlich-rechtliche Medien privatwirtschaftlich und ohne Gebühren zu finanzieren, wenig Zuspruch: Die Mittelwerte liegen knapp unter der – weder negativ noch positiv konnotierten – Skalenmitte von „4“.
Unter den Befragten finden sich mehr als fünfmal so viele Personen, die in einem gebührenzahlenden Haushalt leben, als Nicht-Zahler/innen. In Kombination mit Angaben zur Mediennutzung lässt sich errechnen, dass die Quote der Schwarzseher/innen – also jener Personen, die zwar öffentlich-rechtliche Medienangebote in Anspruch nehmen, aber keine Gebühren abführen – in der (nicht-repräsentativen) Gesamtstichprobe bei etwa zehn Prozent liegt. Unter den Nicht-Zahler/innen ist die ablehnende Haltung gegenüber der Höhe der Rundfunkgebühren wenig überraschend noch stärker ausgeprägt als unter den Zahler/innen. Jedoch findet der Vorschlag einer alternativen privatwirtschaftlichen Finanzierung bei Nicht-Zahler/innen ebenfalls nicht mehr Anklang.
Hinweis: Dieses Diagramm stellt Befragungsergebnisse aus Österreich und Deutschland kombiniert dar. Für die nach Ländern getrennte Ansicht siehe weiter oben.
Die – hypothetische – Frage, ob im Falle einer Abschaffung verpflichtender Gebühren die Chance ergriffen würde, keine Rundfunkbeiträge mehr zu bezahlen, bejahte rund ein Drittel der Befragten. Diese Gruppe hält es für wahrscheinlich oder gar sehr wahrscheinlich, bei Wahlmöglichkeit die Zahlungen an den ORF bzw. ARD und ZDF einzustellen, selbst wenn damit der Verzicht auf den Zugang zu öffentlich-rechtlichen Medienangeboten verbunden wäre.
Die in diesem Beitrag gezeigten Diagramme basieren auf einer quantitativen offenen Onlinebefragung zu den Themen Mediennutzung, Medienausgaben und Einstellungen gegenüber Medien, die im Juni und Juli 2016 durchgeführt wurde.
Dieses Projekt wurde von der MA23 für Wirtschaft, Arbeit und Statistik der Stadt Wien finanziell gefördert.